Am 21. August 2021 ist unser kleines Start-Up offiziell ein Jahr alt geworden. Es ist wahnsinnig, wie schnell die Zeit vergeht. Jetzt kann ich meine ältere Schwester verstehen, die buchstäblich verrückt nach dem 1-jährigen Geburtstag ihrer Kiddies war. Die Zeit fliegt und an unseren Babys - ja Bossio Feinkost definiere ich als mein Baby - merken wir es am Allermeisten!
Ende August ist eigentlich nicht die passende Zeit für Jahresrückblicke, aber was habe ich in diesem ersten Jahr der Selbstständigkeit gelernt? Abgesehen davon, dass die deutsche Sprache manchmal wörtlich verstanden werden muss und man selbst und ständig mit irgendwas beschäftigt ist, geht es mir in diesem Rückblick um all diejenigen Dinge, die man erlebt haben muss, um sie nachvollziehen zu können.
Beginnen wir mit der Entscheidung, meinen Hauptjob auf Teilzeit zu reduzieren, um mich bewusst mehr der Firma zu widmen. Dieser Beschluss war eines der einschneidensten Momente meiner beruflichen Laufbahn. Gewisse Angst und Unsicherheit - gerade in Pandemiezeiten - und vor allem zu einem Zeitpunkt, an dem man vom Unternehmen aktiv gefördert wird und auf eine potentielle Beförderung hinarbeitet, kostete mich viel Überwindung. Im Nachhinein ist es immer einfach, aber ja - es war die beste berufliche Entscheidung meines Lebens. Und ich rede nicht von monetären Aspekten - im Gegenteil, die finanziellen Einbußen sind definitiv nicht zu unterschätzen - ich rede vom persönlichen Gefühl der Selbstverwirklichung und Freiheit (Herr Maslow lässt an dieser Stelle grüßen). Gerade Letzteres, habe ich trotz des selbst und ständig genossen, wie nie zuvor. Es fühlt sich eben nicht an wie Arbeit, wenn man liebt was man tut! Nichtsdestotrotz, habe ich im vergangen Jahr mehr über (Selbst)Führung und Disziplin gelernt, als je zuvor. Wenn Dir keiner sagt, was Du zu tun hast, dann musst Du dich selbst organisieren und motivieren. Dies ist eines der wichtigsten persönlichen Eigenschaften, die man meiner (kurzen) Erfahrung nach braucht, um in der Welt der Selbstständigkeit nachhaltig zu bestehen.
Ich durfte im vergangen Jahr dutzende Personen kennenlernen, die teilweise selbst frische Gründer oder "alte Hasen" im Geschäft der Feinkost waren. Ich habe sehr viele Gespräche geführt und bin glücklicherweise immer wieder auf offene Türen gestoßen. Ohne den Support dieser tollen Menschen, seien es Wiederverkäufer, Lieferanten, Freunde, Kollegen, Bekannte, Partner oder Mentoren, würden diese Firma und ich heute nicht stehen, wo wir stehen. Your network is your Net Worth - das ist eines der größten Lektionen, die ich in diesem Jahr erfahren habe! Darüber hinaus ist es mindestens genauso wichtig, zurückzugeben, was man an anderer Stelle erhalten hat. Ich möchte nicht spirituell werden, aber ich bin mittlerweile zutiefst davon überzeugt, dass für jede Hand die Du reichst, Dir im Gegenzug eine andere Hand gereicht wird. Gerade in der Welt der Start-Ups habe ich die Erfahrung gemacht, dass man nur GEMEINSAM erfolgreich sein kann. Wir unterstützen uns gegenseitig. Noch nie in meinem beruflichen Leben, habe ich so viele Win-Win Situationen schaffen können, wie im vergangen Jahr!
Zuletzt möchte ich einen Abschnitt all den "technischen" Dingen widmen, die ich im vergangen Jahr gelernt habe. Angefangen vom Großhandelsgeschäft über e-Commerce, Logistik, Webdesign, Marketing & Kommunikation, Prozesse, Vertrieb und Recht habe ich in meinem ersten Jahr eine vollumfängliche betriebswirtschaftliche Ausbildung genossen (Finance als mein Spezialgebiet, schließe ich hier mal aus, obwohl es tatsächlich die größte Backofficetätigkeit ist). Ausbildung ist tatsächlich das richtige Wort. Ich sehe mich als CEO und Azubi gleichermaßen, denn buchstäblich jeden Tag stehe ich vor neuen Herausforderungen und lerne Neues dazu. Meine Rolle als Azubi ist es, diese neuen Herausforderungen zu challengen und neue technische Skills zu erlernen. Daneben ist meine Rolle als CEO das große Ganze im Überblick zu behalten und richtige und vernünftige Entscheidungen zu treffen. Ich gestehe, es ist ziemlich hilfreich, wenn man selbst aus dem Finanzbereich kommt, um gewisse finanzielle Tragweiten etwaiger Entscheidungen besser einschätzen zu können.
Diese Bipolarität aus einerseits Alltagsprobleme angehen und lösen vs. nachhaltiges und stetiges Wachstum der Firma ist einfach unfassbar spannend (auch hier passt die Analogie zu Babys). Es macht mich sehr stolz, was wir im vergangen Jahr alles erreichen konnten (ich sage wir, denn auch wenn ich diese Firma offiziell selbstständig führe, so stecken doch unheimlich viele Menschen hinter diesem Projekt!).
Seit März ist unsere Pistaziencreme, seit Juli unser Pistazienpesto auf dem Markt. Und schon heute zählen wir ein Vertriebsnetz von ca. 40 Vertriebspartner in 4 verschiedenen Bundesländern. Wir haben tatsächlich schon erste Exporterfahrungen nach Österreich und Frankreich gesammelt. Bis Ende des Jahres werden noch 2 Produkte auf den Markt kommen (welche verrate ich natürlich nicht) und wir wurden im ersten Jahr DE-ÖKO-006 zertifiziert. Unsere Onlinereichweite steigt von Woche zu Woche und in den sozialen Netzwerken zählen wir insgesamt schon über 1.000 Follower.
All dies wäre jedoch nicht möglich, wenn es EUCH nicht geben würde. Ein Dankeschön aus tiefstem Herzen für Euren Support!
Auf ein gemeinsames, gesundes 2. Jahr Bossio Feinkost
Euer Luigi
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